Titelthema //

23.05.2021

Das Weinland der zwei Meere

Spaniens Weinbau zwischen Atlantik und Mittelmeer

Spanien mit seinen Tausenden von Küstenkilometern ist ein Ausnahmefall unter allen großen Weinbaunationen. Nicht nur, dass der Atlantik und das Mittelmeer zahlreiche renommierte Weinanbaugebiete direkt beeinflussen. Spanien ist abgesehen von seinem nördlichen Nachbarn tatsächlich das einzige Land Europas, das zwei völlig unterschiedliche maritime Einflüsse auf seine Weinbauregionen vereinen kann. Alle anderen Länder weisen nicht mehr als einen maritimen Klimaeinfluss auf.

Die direkte beziehungsweise unmittelbare Einwirkung der maritimen Klimas hat die Weinbaunation Spanien entscheidend geprägt und Rebsorten, Böden und selbst Anbaumethoden über alle Maßen beeinflusst. Der Reichtum dieser Kontraste trägt entscheidend dazu bei, dass das Land über eine Vielzahl einmaliger Terroirs verfügt.

Was Spanien indes wirklich einzigartig macht, ist die Tatsache, dass wir über der Meerenge von Gibraltar eine Wechselwirkung zweier großer Wassermassen haben, die in dieser Form in direkter Konfrontation über wenige Kilometer hinweg nirgendwo sonst existiert. Östlich des Affenfelsens, der die Stadt überragt, prägt das relativ warme Mittelmeer mit seinem überdurchschnittlich hohen Salzgehalt die Wettersituation entlang der gesamten spanischen Levante, während der ein Fünftel der Erdoberfläche bedeckende Atlantik gleich an zwei unterschiedlichen Stellen auf Spaniens Festland trifft. Einmal in wilder und rauer Manier auf die oberen und unteren Rías beziehungsweise Buchten Galiciens, sowie in etwas abgemilderter Art und Weise, zumindest was die Windgeschwindigkeiten angeht, auf die westandalusischen Provinzen Cádiz und Huelva. Nimmt man die Sache genau, dann müssen dem Atlantik und seinen Westwinden eine weitreichendere Einflussdynamik zugerechnet werden als dem Mittelmeer, was wiederum bedeutet, dass auch in den Höhenlagen Málagas noch atlantischer Einfluss festzustellen ist, der je nach meteorlogischer Situation auf- und wieder abflaut. Die atlantische Komponente trifft also nicht nur die direkte Küstenlinie im Westen, sondern auch Höhenbereiche östlich der Meerenge, die eigentlich mediterran bestimmt sind. 

Gleich eine ganze Reihe historischer Anbaugebiete des spanischen Südens profitiert folglich von den beiden Meeren und ihren Schnittstellen und Überlappungen zwischen Afrika und den andalusischen Küsten sowie ihrem Hinterland. 

 

Der Atlantik als formende Kraft – der Marco de Jerez und seine Weine

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In früheren Zeiten markierte jede Anhöhe in diesem leicht wogenden Gelände fossiler weißer Böden eine Lage.
© CRDO Pla i LLevant


Folgt man der Betrachtungsweise von mehr zu weniger maritimen Einflüssen auf die jeweiligen Gebiete, dann beansprucht natürlich die berühmte Doppelappellation Jerez - Manzanilla Sanlúcar de Barrameda einen Platz an vorderster Stelle. Dass der Atlantik das Anbaugebiet nur tangiert, wäre maßlos untertrieben. Vielmehr muss klar dargelegt werden, dass der zweitgrößte Ozean unseres Planeten diese historische Weinlandschaft erst geschaffen hat. Er ist für die Struktur der Böden ebenso wie für Topografie, Temperaturen, Niederschläge und nicht zuletzt auch für entscheidende Abläufe der Weinbereitung verantwortlich. Die über Jahrtausende entstandene Weinbaukultur des Marco de Jerez ist ein Zusammenspiel verschiedenster maritimer Komponenten. Kurzum, ein Terroir in ständiger Interaktion mit dem alles bestimmenden Meer.

Das berühmte Sherry-Dreieck, so wie wir es heute sehen, präsentiert sich wieder so wie in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, nämlich als kleines und feines Anbaugebiet mit ausgesprochen hochwertigen Weinen und entsprechenden Preisen. Der Verlust von Flächen eher belangloser Qualität aufgrund der inzwischen weitgehend abgeschüttelten Absatzkrise erweist sich heute als Segen. Der Marco, wie das Weinland zwischen Trebujena, Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda auch genannt wird, hat sich sozusagen zurückgezogen auf die historischen Lagen. Diese Situation macht aus der Appellation hinsichtlich ihres Lagen- oder besser gesagt Bodenpotenzials wieder eines der außergewöhnlichsten Weingebiete der Welt. Und sprechen wir von den Lagen, den legendären Pagos des Gebietes, dann ist gerade dort der Atlantik als formende Komponente allgegenwärtig.

 

Wind und weiße Böden

 

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Die als Albariza bekannten legendären weißen Fossilböden von Jerez sind Kalkablagerungen mit enormer Wasserspeicherungskapazität.
© CRDO Sherry y Manzanilla de Sanlúcar

 

Es sind die Winde, die die Feuchtigkeit vor allem des Atlantiks in das Gebiet zwischen Jerez und Sanlúcar tragen und damit natürlich den Weinbau entscheidend beeinflussen. Zusätzlich zu den ohnehin schon hohen Niederschlägen – im Marco fallen über 600 Liter Regen im Jahr –, weist das Gebiet selbst im Juni und Juli noch eine Art Küstennebel auf, der als Tau über den Reben niedergeht. Im Grunde übernimmt dieses als Blandura bezeichnete Phänomen die Aufgabe einer natürlichen Berieselung und sichert in vielen Parzellen das Überleben der Pflanzen. Nichtsdestotrotz ist die Regenmenge beeindruckend. Da die vom Wasser des Atlantiks gesättigten Wolken in der Regel an den Hängen des Grazalema-Gebirges nordöstlich von Jerez abregnen, ist das Anbaugebiet mit viel höheren Niederschlägen gesegnet als die meisten Appellationen des spanischen Zentrums. Neben seiner Funktion als Feuchtigkeitsspender tritt der Atlantik auch als Temperaturregulator auf. Da sich der höchste Punkt des Anbaugebietes gerade einmal 150 Meter über den Meeresspegel erhebt, kann Jerez mit Höhe nicht punkten. Der Ozean übernimmt diese kühlende Funktion und schafft ein im Grunde sogar gemäßigtes Klima weniger als 75 Kilometer Luftlinie von der afrikanischen Küste entfernt. 

Ein ganz eigenes Thema sind natürlich die als Albariza bekannten legendären weißen Böden von Jerez. Alle hundert Jahre nahm die Schicht der fossilen Sedimente etwa um drei Millimeter zu, und dies über Jahrmillionen hinweg. Als sich der heutige Landsockel der südiberischen Halbinsel anhob, traten die fossilen Schichtböden zu Tage und wurden schließlich deutlich später durch Gletschermoränen in ihre heutige Form geschoben. Damit verfügt der Marco de Jerez über eine der spektakulärsten Kalkablagerungen des alten Kontinents. Entsprechend hoch sind die Wasserspeicherungskapazitäten dieser fossilen Schichten, die über hundert Meter und mehr in die Tiefe reichen. An der Oberfläche sind die Ablagerungen porös und reflektieren aufgrund ihrer weißen beziehungsweise weißgrauen Farbe das Sonnenlicht. Da kompakte Strukturen fehlen, reißen die oberen Schichten auch bei intensiver Hitze nicht auf. Diese fossilen Kieselalgen mit ihrer enormen Speicherkapazität machen den Weinbau an einem der südlichsten Punkte Europas erst möglich und fungieren als Alleinstellungsmerkmal dieses einzigartigen Terroirs. Kein Wunder also, dass die Bodegas des Marcos auf eine sehr alte, ja historische Lagenkultur verweisen können. In früheren Zeiten markierte jede Anhöhe in diesem leicht wogenden Gelände fossiler weißer Böden eine Lage, sodass diese ganz spezielle Weinlandschaft auch für Laien zu verstehen ist. Als ursprünglichster Vertreter der weltberühmten Pagos beziehungsweise Lagen gelten unter anderem Maina bei Sanlúcar de Barrameda sowie Macharnudo und Cerro Pelado bei Jerez de la Frontera.

 

Die Moscatel-Küsten Süd und Südostspaniens

Auch wenn die historischen Anbaugebiete Andalusiens und der Levante weit auseinanderliegen, sind sie dennoch durch eine Rebsorte miteinander verbunden. Die Rede ist natürlich von der Moscatel, die in den warmen Küstengefilden des mediterranen Raums schon vor Jahrtausenden ihr ideales Habitat fand. Die Moscatel-Kultur Alicantes soll sogar nach den verheerenden Auswirkungen der Pest des 17. Jahrhunderts mit Unterstützung erfahrener Weinbauern aus Málaga einen Neustart erfahren haben. Enorm müssen die Ausdehnungen gewesen sein, denn alte Quellen sprechen von einem „Meer von Moscatel“ an der valencianisch-alicantinischen Küste. Ähnliches gilt sicherlich für Málaga und seinen Reben am schmalen Küstenstreifen ebenso wie im gebirgigen Hinterland. 

 

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Die „zona de la Axarquía“ in der DOP Málaga mit ihren braunen und porösen Schieferböden gilt als großes historisches Terroir Andalusiens und eines der ältesten Europas.
© CRDO Málaga, Sierras de Málaga y Pasas de Málaga

 

Die DOP Málaga mit ihrem typisch mediterranen Rebland und ihr gebirgiges Pendant DOP Sierras de Málaga für vorwiegend nicht aufgespritete Weine werden oft als Doppelappellation gesehen, obwohl die Grenzen der beiden Gebiete klar voneinander getrennt sind. Reben finden sich in unmittelbarer Küstennähe bei Torrox ebenso um Ronda und in den berühmten Höhenlagen der Axarquía. In Kürze wird das Produktionsgebiet im Übrigen die gesamte Provinz umfassen, nachdem von Seiten der zuständigen Behörden ein dementsprechender Antrag in Brüssel gestellt wurde. Der Bereich oder „la zona de la Axarquía“ mit ihren braunen und ausgesprochen porösen Schieferböden gilt als eines der großen historischen Terroirs Andalusiens und damit auch als eines der ältesten Europas. Hauptsorte in der Arxaquía ist die Moscatel, die in diesem landschaftlich spektakulären Teilbereich als trockene und süße Qualitäten in nicht aufgespriteter Form bereitet werden. Selbst die mit Weinalkohol verstärkten traditionellen Gewächse werden dort immer noch vereinzelt ausgebaut. Interessanterweise vermählen einige renommierte Erzeuger hochreifes Lesegut aus tieferen Lagen in unmittelbarer Küstennähe mit säurereicheren Trauben aus den Hochlagen der Axarquía: Zunächst getrennt vergoren, werden komplexe Assemblagen erstellt, die dann als aufgespritete Spitzengewächse angeboten werden. Der maritime Einfluss spielt gerade bei den Weinbergen in den Terrassen- und Vertikallagen in den Höhen der Axarquía eine bedeutende Rolle: Denn die frischen Meeresbrisen, die dem Gebiet in der Dämmerung und vor allem nachts bis in die frühen Morgenstunden einen Besuch abstatten, mindern den Temperaturstress der Pflanzen, trocknen den Morgentau ab und kühlen die alten Einzelstockanlagen in den Steillagen. Die faszinierende Säurefrische, die insbesondere der neuen Generation an Moscatel-Weinen der Axarquía eigen ist, legt davon in beeindruckender Weise Zeugnis ab. Diese filigranen Neuinterpretationen der Moscatel-Weine der letzten beiden Jahrzehnte sind Liebhabern als Mountain-Málagas bekannt. Sie verkörpern in ihrer glasklaren, eleganten und frischen Art den grandiosen Charakter ertragsarmer alten Reben im Zusammenspiel mit mineralischen Schieferböden, der Höhe und der regulierenden Kraft maritimer Brisen.

 

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Als Mountain-Málagas bekannt, verkörpern die Neuinterpretationen der Moscatel-Weine elegant und frisch den Charakter alter Reben, mineralischer Schieferböden, der Höhe und maritime Brisen.
© CRDO Málaga, Sierras de Málaga y Pasas de Málaga

 

Die Auswirkungen des Mittelmeers auf den Weinbau können auch am Beispiel Alicantes sehr gut festgemacht werden und sind gar nicht hoch genug einzuschätzen. Auf den Bereich La Marina Alta mit Denia als Verwaltungszentrum entfällt ein wichtiger Anteil der Moscatel-Produktion. Wer von einer von Trockenheit geplagten weinbaulichen Situation ausgeht, irrt gewaltig. In normalen Jahren belaufen sich die Niederschläge fast auf galicische Werte, und 750 bis 800 Liter über das Jahr sind keine Seltenheit. Einzig die Verteilung der Regenfälle, für die natürlich das Mittelmeer verantwortlich ist, unterscheidet die alicantinische Situation von den Niederschlagsverhältnissen im Nordwesten des Landes. Lange Trockenphasen sind der Regelfall, aber auch in dieser Hinsicht bietet das Mittelmeer die Lösung. Selbst im August, nach sehr heißen Tagen, wirken die vielen Moscatel-Rebstücke im Morgengrauen wie frisch geduscht. Die Wirkung des Taus gönnt den Pflanzen über Nacht eine rekreative Phase, die sie nutzt, um die Feuchtigkeit aufzunehmen, die der Boden im Hochsommer nicht mehr zu spenden vermag. Über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, haben sich die im Gebiet heimischen Moscatel-Klone, aber auch autochthone rote Sorten wie Garnacha und Monastrell an diese Zustände angepasst und einen besonders dichten Flaum auf der Blattunterseite entwickelt, der in der Lage ist, in wenigen Stunden beträchtliche Mengen an Feuchtigkeit zu absorbieren. Diese Behaarung ist zehn bis fünfzehn Mal kräftiger ausgebildet als bei Trauben kontinentaler Standorte, wie der kastilischen Meseta, um nur ein Beispiel zu nennen. Doch das Mittelmeer ist in dieser Hinsicht nicht nur ein Segen, sondern kann je nach Jahreszeit auch zur Bedrohung werden. Im Frühjahr muss beispielsweise in vielen Rebanlagen eine intensive Laubarbeit vorgenommen werden. Man lichtet die Laubwand mit dem Ziel, die Durchlüftung zu gewährleisten und den durch Tau drohenden Fäulnisbefall abzuwehren. Erst mit der Färbung oder besser gesagt der Ausbildung der Antozyane beziehungsweise der Pflanzenfarbstoffe, die als Schutzschild dienen, schwindet die Gefahr. Nach den alten Bauernregeln verkehrt sich der Fäulnisdruck um das Fest der Sommernachtswende zu San Juan ins Gegenteil, und der Tau konvertiert wieder zum Retter der Reben. 

Viele Weinmacherinnen und Weinmacher der Provinzen Alicante und Valencia führen den besonderen Charakter ihrer Weine, den sie als mediterrane Frische bezeichnen, auf diese außergewöhnlichen Rahmenbedingungen zurück. Die Interaktion vor allem älterer Rebstöcke mit dem Meer spiegele sich in einer einmaligen Balance zwischen mediterraner Reife, Würzigkeit und feiner Säure wieder. Und tatsächlich stehen die Moscatel-Gewächse der valencianisch-alicantinischen Moderne ebenso wie die famosen Monastrell-Kreationen der vergangenen zwei Jahrzehnte für subtile und vielschichtige Gewächse dynamischen Trinkflusses. Hinzu kommen Wiederentdeckungen alter Rebsorten wie der roten Giró, die im Zuge der Bemühungen vieler Erzeuger nachhaltig und ertragsreduziert zu arbeiten, geradezu aufblüht. Die Renaissance dieser einst so berühmten Mittelmeer-Terroirs ist an vielen Orten der meeresnahen Levante in vollem Gange. 

 

Nicht ohne das Meer

Es gibt Rebsorten, die ohne den maritimen Einfluss auf Pflanze und Frucht nur ein Schatten ihrer selbst wären. Eines der besten Beispiele ist die berühmte Xarel.lo-Traube aus dem katalanischen Penedés. Die Sorte wird von den Weinmachern des Gebietes als Inbegriff der perfekten mediterranen Sorte verehrt und als uneingeschränkte Königin der Produktion hochwertiger Cavas gefeiert. Sie stammt von einer roten Urtraube des Mittelmeerraumes namens Chiarelo ab und bildet insbesondere bei der Bereitung von Grundweinen für lagerfähige Cavas in der Regel das Herz der Cuvées. Zwischen 150 und 400 Metern über dem Meer bei einer Distanz von zehn bis maximal 30 Kilometer von der Küste läuft sie zu ihrer Höchstform auf. Dieser mikroklimatische Rahmen pendelt den Wachstumszyklus der Xarel.lo zwischen den kontinentaleren Gefilden jenseits der Sierra Prelitoral und dem direkten Küstenstreifen auf ideale Weise ein und erlaubt ihr, stabile Säurewerte und einen nur moderaten PH-Wert auszubilden. Diese gesunde Balance ist ohne die kühlenden Winde des nahen Mittelmeeres nicht denkbar, die ein sensibles Gleichgewicht zwischen der direkten Küste und den Bergen schaffen. Ein zu dominanter kontinentaler Einfluss ließe den Zyklus zusammenschrumpfen, und die damit verbundene frühe und viel zu schnelle Reife ihren Charakter entgleisen lassen. Die stabilisierende antioxidative Wirkung der Polyphenole, die einen Teil ihres genetischen Erbgutes ausmachen, würde sich potenzieren und die Xarel.lo zu einer grobschlächtigen Sorte machen. Ihr einzigartiger Charakter, Garant für lange Hefelager und maximales Potenzial, wäre ohne den langen und stetigen klimatischen Atem des Mittelmeers nicht denkbar. 

 

Die feuchten Brisen auf Mallorca

 ICEX Oscar Pipkin

Die Weine aus Mallorca nehmen ein gewisses Maß an Salzigkeit aus der Meeresluft auf.
© ICEX Oscar Pipkin

 

Ein Paradebeispiel für Weinbau unter ausgeprägt maritimen Bedingungen ist natürlich Mallorca. Obwohl die Hauptinsel der Balearen einen untypisch hohen Anteil ihrer Produktion als IGP-Qualitäten vermarktet, gelten die beiden Appellationen Binissalem und Pla i Llevant als Aushängeschild des mallorquinischen Weinsektors. Während das Tramuntana-Gebirge im Westen der DOP Binissalem Schutz gegen die oft rauen Westwinde bietet, ist ein Großteil der Rebflächen der kleinen Appellation Pla i Llevant nur minimal durch eine kleine Hügelkette gegen Osten vom Mittelmeer abgeschirmt. Die Besonderheit des Anbaugebietes beruht auf den direkten maritimen Einflüssen, ohne die der Qualitätsanbau im östlichen Teil der Insel kaum denkbar wäre. Der berühmte Embat, eine feuchte Brise, die aufgrund thermischer Schwankungen am Abend aufzieht und über Nacht die Rebberge um fünf bis sechs Grad Celsius abkühlt, ist für das spezielle Mikroklima der beiden örtlichen Weinbauzentren Felanitx und Manacor verantwortlich. Diese kühlende Brise schiebt sich über Nacht unter die von den aufgeheizten Böden aufsteigende Warmluft und beschert den Reben eine kühle Regenerationsphase. Dabei dienen die vielen kleinen ausgetrockneten Bachbetten, die sogenannten Torrents, als Ventilationskanäle. Viele Winzer verstehen den Embat auch als die vorherrschende Quelle für den feinen salinen Charakter ihrer Weine. Insbesondere die roten Sorten würden über die eintrocknende Schalenhaut zum Ende ihres Reifezyklus hin ein gewisses Maß an Salzigkeit aufnehmen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die berühmten Sedimentböden der Insel. Mit dem Absenken des Meeresspiegels im Miozän traten diese als Cal Vermell bezeichneten Schichten zutage und prägen heute den Weinbau auf Mallorca. Die Insel kann damit die wesentlichen Faktoren maritimen Einflusses auf sich vereinen: kühlende Brisen, eine gewisse saline Prägung der Weine und die Vielseitigkeit von Sedimentböden, die über Jahrmillionen entstanden sind.



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