Aus den Regionen //

17.11.2020

Zwischen Sierras und Ebro

Die vielseitigen Weinlandschaften Aragóns

Aragón gilt als Wiege der Garnacha tinta in ihrer heutigen Form und war Ausgangspunkt für den internationalen Siegeszug der Sorte ab dem 16. Jahrhundert. Insgesamt weist die Region rund 15.100 Hektar dieser Sorte auf, verteilt über vier Qualitätsweingebiete, einer Pago-Appellation sowie dem IGP-Gebiet Vinos de la Tierra de Aragón. Die im zentralen Nordosten Spaniens gelegene Region sorgte auch nach der Reblauskatastrophe für geeignetes Gen-Material, so dass die Sorte sich im vergangenen Jahrhundert  erneut über zahlreiche spanische Anbaugebiete verteilen und zu einer der wichtigsten Weintrauben der Iberischen Halbinsel aufsteigen konnte.

Aragón kann in dieser Hinsicht nach wie vor als eine der wichtigen Referenzen weltweit gesehen werden, nicht nur aufgrund der starken Verbreitung der Garnacha tinta sondern auch aufgrund des enormen Erfahrungsschatzes der regionalen Winzer, die ihr Wissen über die Sorte über viele Generationen hinweg weitergegeben haben. Wohlgemerkt kann die Region nicht nur Garnacha tinta. Neben der Tempranillo gilt mit der Cariñena ein weiterer autochthoner Spanien-Star als heimisch, und Garnacha blanca, die weiße Spielart der Hauptsorte, hat im Laufe der Zeit ebenfalls an Bedeutung gewonnen.

 

Am Fuße der Pyrenäen


Aufgrund der bedeutenden Nord-Südausdehnung der Region weist Aragón die unterschiedlichsten Kleinklimazonen und Bodenstrukturen auf. Die nördlichsten Rebberge finden sich schon in den Vorgebirgszügen der Pyrenäen, konkret die alten Garnacha-Pflanzungen des Secastilla-Tals der Appellation Somontano, die einen frappierenden landschaftlichen und klimatischen Gegensatz zu den semiariden Weingärten der DOP Cariñena im Süden der Region bilden. Die Secastilla-Lage wurde schon vor über einem Jahrzehnt in die berühmte Appellation Somontano integriert und steht für einen balanciert-eleganten Garnacha-Stil.

Obwohl der Somontano aufgrund der betont internationalen Ausrichtung seines Rebspiegels ganz anders ausgerichtet ist als die südlicheren Herkunftsbezeichnungen der Region, erleben heimische Sorten eine Renaissance. Das spezielle Terroir in unterschiedlichsten Höhenlagen, geprägt von Flusstälern der südlichen Pyrenäen-Flanken machen den Somontano zu einem der vielseitigsten Anbaugebiete Spaniens. Einerseits profitieren die Winzer von hoher Sonneneinstrahlung, andererseits sorgen die nahen Gebirgszüge auch für genügend Niederschlag. Diese besonderen Voraussetzungen ermöglichen u.a. den Anbau hochwertiger Weißwein-Sorten. Einige der besten Chardonnays des Landes entstehen an den Ausläufern der Pyrenäen.

ICEX Die alten Garnacha Pflanzungen des Secastilla Tals stehen fur einen balancierten eleganten Garnacha Stil

Die alten Pflanzungen des Secastilla Tals stehen für einen balancierten, eleganten Garnacha-Stil.

 

Die semiariden Landschaften Aragóns


Eigentlich ist Ocker die Farbe Aragóns. Schon im nordwestlichen Zentrum der Region an der Grenze zu Navarra wird die Landschaft karg und trocken, wobei immer wieder grüne Flusslandschaften für Abwechslung sorgen. Das unangefochtene Imperium der Garnacha, wie sich Campo de Borja auch nennt, steht ganz im Zeichen des Moncayo-Gebirges und bietet mit seinen topografischen Kontrasten auch eine immense Auswahl an hochinteressanten Terroirs. Die großen Höhenunterschiede machen die Appellation zum vielseitigsten Anbaugebiet Aragóns mit 3.322 Hektar Garnacha tinta als absolute Protagonistin. Von 300 bis auf 930 Meter über dem Meeresspiegel wird Wein angebaut, und die Bodenstrukturen wechseln aufgrund der unterschiedlichen Faltungen von Lehm über Kalk bis hin zum Schiefer. Die Rotweine aus Campo de Borja gelten als fruchtbetont und durchaus kraftvoll. Entscheidend ist der kühlende Cierzo-Gebirgswind aus dem Nordwesten, der über das Tal des Ebro in das Anbaugebiet hereingetragen wird und das oft extrem hohe Alter der Reben. Von insgesamt 4.000 Hektar mit Garnacha bestockter Fläche sind die Reben auf 2.000 Hektar zwischen 30 und 50 Jahre alt.

Als zweite bedeutende Garnacha-Hochburg gilt das etwas südöstlich gelegene Calatayud. Das Anbaugebiet und auch seine Weine fallen in fast jeder Hinsicht extremer aus. Die Reben befindet sich fast ausschließlich im Hochland, der Anteil an alten Pflanzungen ist sehr hoch, die Niederschläge und die Erträge fallen ungleich geringer aus Diese außergewöhnlichen Rahmenbedingungen spiegeln sich in den Weinen wieder. Calatayud steht für rote Kraft in Form hoher Farbwerte, ausgeprägte Tannin-Strukturen und Dichte.

Ganz anders präsentiert sich Cariñena, die älteste DOP der Region. Auch dort im südlichen Zentrum Aragóns dominieren semiaride Landschaften, die allerdings deutlich weichere und weniger kompakte Gewächse hervorbringen. Das Anbaugebiet hat sich auf fruchtbetonte, zugängliche und von üppig weicher Frucht geprägte Weine spezialisiert. Ausgewogene, dennoch terroirgeprägte Weißweine sind neben den Tintos in den vergangenen Jahren in den Vordergrund gerückt.

Carinena In der altesten DOP der Region Carinena dominieren semiaride Landschaften

In der ältesten DOP der Region, Cariñena, dominieren semiaride Landschaften.

 

Mikro-Terroirs weisen den Weg in die Zukunft


Aragóns Wein-Szene beschränkt sich indes nicht nur auf die traditionellen Anbaugebiete. Überall in der Region entstehen interessante Wein-Projekte.

Sicherlich müssen die Appellationen als wichtiges Aushängeschild der Region betrachtet werden. Seit einigen Jahren entstehen indes auch unter den spezifischen Landwein-Bezeichnungen, sprich den IGP´s Bajo Aragón, Ribera del Gállego/Cinco Villas, Ribera del Jiloca, Valdejalón sowie Valles de Cinca hochinteressante Weine. Zudem teilt sich die Region mit dem Nachbarn Navarra die kleine IGP Ribera del Queiles. Demnach stellt sich die Landweinproduktion in Aragón betont differenziert dar und beansprucht über 4.000 Hektar Rebland verteilt über zahlreiche außerordentlich hochwertige Terroirs für sich. Genutzt wird selbstverständlich auch die, schon 1987 gegründete gesamtregionale Bezeichnung Vinos de la Tierra de Aragón.


An der Grenze zur Provinz Teruel stehen Reben auf sehr steinigen Böden am Fuße der östlichen Gebirge, und im Zentrum bearbeitet die einzige Pago-Kellerei der Region eine 60 Hektar umfassende Einzellage mit kargen Lehm- und Sandböden: Pago Aylés mit seinen gelungenen Cuvées aus internationalen und heimischen Sorten zeigt auf beeindruckende Weise wie individuell sich aragonesische Weine präsentieren können.

 

DO Somontano: https://dosomontano.com/?lang=en
DO Calatayud: https://www.docalatayud.com/en/
DO Campo de Borja: http://docampodeborja.com/en/
DO Cariñena: https://elvinodelaspiedras.es/
Pago Aylés: https://www.pagoayles.com/en/
Vinos de la Tierra de Aragón: http://www.vinosdelatierradearagon.es/

 

Bodega-Porträts //



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