Fraglos zählt die Tempranillo zu den großen Rotweinsorten der Welt. Von der Fachwelt erst in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als großer Qualitätsträger entdeckt, galt sie für die Spanier aufgrund ihrer wichtigen Rolle in Rioja schon immer als edle Traube. Auch wenn sie vor allem durch ihre Verbreitung in der D.O.Ca. Rioja am oberen Ebro bekannt wurde, sollte nicht vergessen werden, dass sie auch in anderen Regionen eine qualitativ wichtige und vor allem auch historische Rolle gespielt hat. Große Bedeutung kommt der Tempranillo in Neukastilien zu, wie die Großregion südlich von Madrid genannt wird, die wir landläufig als Mancha bezeichnen. Die kämpfenden Mönchsorden wie die Templer, welche unter dem Einfluss der burgundischen Zisterzienser standen, sollen angeblich die Frühform der Tempranillo im heißen Süden angesiedelt haben. Anerkannte Qualität erbringt Spaniens roter Star auch in der D.O. Toro und natürlich in Ribera del Duero, wo sie als Tinta de Toro bzw. Tinta Fina oder Tinta del País zur Hochform aufläuft.

Ihr Name leitet sich von temprano = früh ab und nimmt Bezug auf die relativ frühe Reife der Traube. Der daraus resultierende kurze Vegetationszyklus macht sie zur idealen Sorte für das raue Kontinentalklima auf den Hochebenen, welches insbesondere nördlich von Madrid die frostfreie Zeit auf wenige Monate schrumpfen lässt. Sie gilt als recht genügsam, reagiert aber negativ auf extreme Trockenheit bzw. sehr hohe Sonneneinstrahlung ebenso wie auf ausgeprägt feuchte Witterung.

Eine ihrer Stärken ist zweifelsohne das ausgeprägt fruchtige Bukett, dessen Ausdruck von intensiven Brombeer- und Kirschnoten bis zu Pflaumen und Dörrobst reicht. Typisch und je nach Anbaugebiet mehr oder weniger stark ausgeprägt ist zudem ihre feine balsamische Art. In Toro zeigt sie dagegen mit attraktiven blumigen Noten von Lilien, Rosen und Veilchen ein ganz eigenes organoleptisches Spektrum. Wesentlich zu ihrer Attraktivität trägt auch das weiche, schon früh zugängliche Tannin bei, welches in der Jugend angenehm saftig wirkt und im Zuge voranschreitender Flaschenreife ins feinsamtige umschwenkt. Grund für den weichen Takt am Gaumen ist der recht hohe Glyceringehalt, der schon in den jungen Weinen ohne Holzausbau deutlich zu spüren ist. Trotz des nicht übermäßig dichten Tanningerüstes und einer im Grunde eher moderaten Säure, reift sie hervorragend im kleinen Eichenfass und neigt kaum zur Oxidation. Tempranillo-Weine zeigen in jungen Jahren eine unkomplizierte Struktur, bestechen jedoch durch überschwengliche Frucht und Harmonie. Echte Komplexität erreichen sie erst nach längerer Reife.

Ähnlich wie einige andere große Rebsorten zeigt sie einen sehr wandelbaren Charakter und ist aus diesem Grunde in Blindproben nicht immer leicht zu erkennen. Wie kaum eine andere rote Traube vermag sie unterschiedliche Bodeneigenschaften aufzunehmen und gilt deshalb als der große Terrorinterpret unter den internationalen Rotweinsorten.

Ein großer Anteil der Tempranillo-Pflanzungen Spaniens stehen auf Lehm-Ton-Böden, wie sie beispielsweise typisch für die ausgedehnten Ebenen von Kastilien-La Mancha sind aber auch für das Südufer des Ebro im Bereich Rioja Alta ebenso wie für viele Lagen im Ostteil der Ribera del Duero. Tonböden verlangen zunächst einmal eine rigorose Ertragsbeschränkung, erbringen aber unter guten Voraussetzungen viel ausdrucksstarke rote Frucht und eine gewisse Kühle aufgrund der ausgeprägten Balsamik, welche die Tempranilllo auf diesem Bodentyp verstärkt entwickelt.

Nicht ganz so weit verbreitet sind Böden mit hohem Kiesanteil, wobei steiniges Terroir vor allem in den kastilisch-leonesischen Appellationen Toro und Cigales dominiert. Beide D.O.´s müssen als fast reine Tempranillo-Anbaugebiete bezeichnet werden. Grobes Flussgestein findet sich indes auch entlang des Ebro sowie dessen Zuläufe, von denen es in der Rioja immerhin sieben an der Zahl sind. Schon allein wegen der Wärmespeicherkapazität der Gesteinsbrocken tendieren die Tempranillo-Weine zu einer hohen Reife und können recht kraftvoll wirken. Das Tanninnetz ist massiv, die Frucht schwarz mit Anklängen von Trockenobst. Steinige Böden weisen aber auch eine etwas spröde mineralische Art auf, die der Konzentration angenehm entgegenwirkt.

Als hervorragendes Terrain für Tempranillo gelten Böden mit hohem Kalkanteil. Zunächst erbringen sie wegen ihrer beschränkten Fruchtbarkeit niedrige Erträge, was sich wiederum in gemäßigten Ph-Werten niederschlägt. Von ihrer Struktur her weisen die Tempranillo-Weine aus Kalklagen Feinheit und Eleganz auf, wobei sich oft eine gelungene Weichheit im attraktiven Wechselspiel mit einer dezenten Pikanz befindet. Zudem stehen Kalkböden in der Regel für eine gute Mineralität. Kalkböden finden sich in der Westribera und im Bereich Rioja Alavesa über dem Nordufer des Ebro. Letztere gelten als die weltweit begehrtesten Tempranillo-Lagen überhaupt.



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